Was zuviel ist, ist zuviel!

Veröffentlicht am 7. Juni 2022 um 14:20

Liebes Tagebuch, liebe Leute!
Ja, heute bin ich das erste Mal, seit ich mit 21 mit dem Soloreisen angefangen habe, sauer. Sauer, weil der Tag überhaupt nicht so lief bisher wie geplant. Denn geplant war am Strand entlang gut 3 km bis zum nächsten größeren Ort bzw. Strand zu spazieren. Doch die Strecke hatte einiges für mich im Angebot, jedoch nichts Gutes. Klar, ich bin inzwischen die Blicke der Männer auf meinen Reisen gewohnt worden. Ich wurde auch gewohnt, manch dämliche Aussage zu ignorieren. So wird auch in Sri Lanka geraten, sollte dich ein Mann mit Interesse an dir ansprechen, einfach freundlich mit einer verneinenden hier benutzten Handgeste ablehnen. Und ich kann euch gar nicht sagen, wie oft dies bei diesem Ausflug der Fall war. Wieder aufgefallen ist mir, dass ich hier weit und breit die einzige Touristin war, niemand anderes außer mir und einige Einheimische befanden sich am Strand. Am lästigsten waren die Fischer. Ich versuchte sie bestmöglich zu ignorieren, doch hörte ich sehrwohl wie z. B. gleich 10 auf einem Schock tuschelten, dabei immer wieder hämisch lachten und mich mit ihren Blicken durchbohrten. "Hey Baby" und "Hello Darling" bekam ich oft zu hören, nur war es keineswegs nett und freundlich gemeint, sondern war allein zu deren Belustigung da. 3 junge Männer riefen mir z. B. auch zu: "Hey Baby, come here. Can I take a Selfie with you?" Ähm nein? Ich kann mir nämlich ganz gut vorstellen, was du die nächsten Wochen damit machen würdest. Generell ist bekannt, dass wenn ein Mann ein Foto mit einer weißen Frau ergattert hatte, es gleich direkt an massenhaft andere weitergeleitet wird.
Inzwischen hatte ich mich wieder vollständig mit meiner Strandtunika angekleidet und fand es trotz Hitze und praller Sonne schade, dass ich nicht auch noch eine lange Hose dabei hatte. Wäre dann jedoch eine relativ nasse Sache geworden, denn ein paar mal musste ich vor aggressiven Straßenhunden ins Meer flüchten. Das kannte ich so bis jetzt auch nicht, denn meistens liegen sie einfach faul in der Gegend rum. Hier bellten und knurrten mich jedoch einige an und ja, ich kenne die Verhaltensweisen von Hunden. Ruhe bewahren, weitergehen, keinen direkten Blickkontakt mit ihnen halten und schnell Meter machen, nur gingen 3 von ihnen direkt aggressiv auf mich los, sträubten die Haare, wachelten nicht mehr mit der Rute und kamen mit einem Affenzahn auf mich zugelaufen. Zack - sofort rein ins Meer, bis zu den Knien. Die Hunde hier machen sich zwar die Pfoten nass, doch kamen (Gott sei Dank🙏) nicht weiter ins Wasser nach. Manche verfolgten mich noch ein paar Meter am Strand entlang, doch da ich sie komplett zu ignorieren versuchte ließen sie schnell von mir ab. Der erste davon schnappte im übrigen nach meinem Wadl, doch ich konnte ihn noch mit meiner Wasserflasche, einer schnellen Geste und einem lauten "Hey!" verscheuchen. Damit ist nicht zu spaßen, denn viele Hunde hier übertragen Tollwut, eine zu 100% tödlich ausgehende Krankheit, wenn du dich nicht im Vorhinein impfen hast lassen, oder es nach einem Biss innerhalb kürzester Zeit beim Arzt nachholst. Ich war in diesem Moment unglaublich froh die gut 300 (!) Euro in Österreich bereits investiert zu haben. Trotzdem konnte ich auf einen blutigen Biss verzichten. Gleich gut wie auf jeden weiteren Kontakt mit den Männern hier. Im übrigen hatte ich den offiziellen Strand von Trincomalee bereits versäumt, als ich mal auf mein Handy schaute. Muss ja ein wahnsinns Strand gewesen sein!
Heil aber ungemütlich gelaunt suchte ich mir ein Plätzchen im Schatten, setzte mich auf mein Strandtuch und wollte überlegen, was ich weiter machen würde, als 3 Typen mit ihrem Tuktuk ankamen. Zuerst grüßen sie normal und ich grüßte zurück, doch als sie mich unbedingt dazu bringen wollten mit ihnen ein Bier zu trinken wusste ich schon wieder, wie der Hase läuft. Denn Alkohol trinken als Frau ist hier in Sri Lanka ein NO GO als Touristin, schon gar nicht mit einheimischen Männern! Damit zeigst du ihnen nämlich, dass du für sie zu haben bist und Interesse an ihnen hast. Und für beinahe jeden Mann hier gilt eine weiße Frau als der Checkpot schlechthin. Tja, nein danke, nicht hier und nicht heute und ich packte meine Sachen auch schon wieder zusammen. Nochmal die gleiche Strecke zurückgehen? In 100 Jahren nicht. Ich fand einen kleinen Weg, der Richtung Straße führte und dem folgte ich dann 5 Minuten Richtung Ortszentrum Trincomalee. Als mir ein ca 15 jähriger Rotzlöffel dann noch zurief: "Hey Lady, how much is the price?" war das Fass dann auch entgültig am überlaufen und ich musste mich zusammenreißen nicht mit "How much is the price? The price is: I will slap you right into your face, if you are going to talk some shit like this again to me!". Doch nein, die schlaue Babsi wusste: Ja immer freundlich bleiben und verneinen. Ich sags euch, mein Temperament hätte mich innerlich beinahe aufgefressen!!
Aber gut, genug geschimpft, ich kaufte mir noch Wasser und Bananen und ließ mich dann mit einem Tuktuk wieder zurück ins Hostel fahren. Hier sitze ich nun und während ich diese Zeilen schreibe merke ich, wie die Wut in mir wieder langsam erlischt. Einfach froh sein, dass nichts passiert ist, heute im Hostel entspannen und morgen den erstbesten Bus nehmen lautet die Devise!
Ciao, eure nun wieder abreagierte Babsi!

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Kommentare

Sabine
Vor 3 Jahr

Hi Barbara! ...auf diese Erlebnisse kann man gut verzichten. Aber du hast eh gut reagiert! Weiterhin alles Gute und mehr schöne Eindrücke auf deiner Reise💓👍😊 glg sabine