
So wie es bei mir oftmals ist, klappen Dinge nicht wie geplant. Geplant war meine gebuchte Wasserfallwanderung für heute. Hat gestern anscheinend der Touranbieter um 22 Uhr gekenzelt, da nicht genug Teilnehmer gebucht hatten. Klasse, denn beinahe alle Touren sind am selben Tag in der Früh nicht mehr buchbar. Statt der Wasserfälle hätte ich ansonsten gerne die Tour zur Salzkathedrale gebucht. Eine Kathedrale aus Salz zig Meter unter der Erde in einem Stollen? Yess, das schaun ma uns an. Ab 5 Uhr bis 7 Uhr in der Früh hab ich alle Hebel in Bewegung gesetzt: Kontakt mit GetYourGuide, Kontakt mit den Touranbietern etc. Heraus kam nach langem hin und her ein: "Tut uns sehr leid, der Fahrer ist bereits in einem anderen Teil Bogotas unterwegs, wir können sie nicht mehr abholen."
Viel Arbeit und Mühe also für nichts. Na dann organisier ich mir das hald alles selbst, wird schon werden: Passenden Busbahnhof ausfindig machen, Taxi dorthin buchen und ab geht's. Noch bevor ich im Eingangsbereich des Hostels das Taxi buchen konnte, gab's dann DIE Überraschung des Jahres: "Babsi, is it you?". Eine Männerstimme, ich dreh mich zur Seite und direkt fiel mir das Ladl runter. Mir kam nur ein spontanes "Fuck, no way" aus dem Mund, als ich einen alten Bekannten meiner Weltreise 2022 vor mir sah. Er konnte es genauso wenig glauben wie ich - wie kann es solche Zufälle nur geben?? Der Franzose, welchen ich damals in einem Hostel einer anderen kolumbianischen Stadt kennengelernt hatte, war wie ich in der Zwischenzeit auf ganz anderen Kontinenten unterwegs gewesen. Zig Länder später sollten wir uns also hier in Bogota in einem für uns beide neuem Hostel über den Weg laufen. Unglaublich, echt, wir haben uns so sehr gefreut. Ein langes Gespräch später musste er zu seinem aktuellen Job los und ich buchte wie geplant mein Taxi zum Busbahnhof. Wie oft ich heute noch an diese Begegnung gedacht habe? Unzählige Male!
Am Busbahnhof lief ich wieder mal wie ein blindes Huhn herum und fragte drei verschiedene Angestellte, bis ich zum passenden Schalter kam, der mir eine Karte nach "Zipa" verkaufte. Kann ich lange danach suchen, wenn die Stadt eigentlich Zipaquira heißt und ich definitiv keine Insider kenn, ihr Lustigen. Obwohl - hätte ich auch draufkommen können haha.
Der Kleinbus an sich war ja wieder mal ein Highlight. Wie in Südamerika so üblich gibt es zwei Angestellte: Den Chauffeur und einen Typen, der das Geld der Zusteigenden einsammelt und Werbung für die Fahrt macht. Wie das funktioniert? Ganz einfach: Jedes Mal, wenn wir uns einer Haltestelle nähern oder er generell einen Fußgänger am Straßenrand sieht, beginnt er wie ein Wilder mit der Lautstärke eines Bohrhammers all unsere kommenden Haltestellen rauszubrüllen. "Zipa?" Noch nicht erwähnt hab ich die coole Liegefläche neben dem Chauffeursitz, auf dem der 2. Typ es sich immer extracool bequem machte, wenn er gerade nichts zu brüllen hatte. Auch nett fand ich es, als er seinen Raumspray rausholte und ungefähr 15x in alle Richtungen um sich sprühte. Ich, als Passagier der ersten Reihe, fand das ganz besonders toll. Wer will nicht frisch nach Kloduft riechen?
Aus einer guten Stunden wurden mehr als zwei, bis wir am Ziel ankamen. Wunderte mich nicht bei den ganzen Zwischenstopps und der Tatsache, dass wir durch den extremen Stau in der Hauptstadt schon mal eine Stunde bis zum Stadtrand brauchten. Dabei gab sich der Fahrer doch so sehr Mühe und fuhr wie eine gsengte Sau.
Ich fragte nach der Haltestelle, die der Kathedrale am nähesten war, stieg aus und marschierte los. Hab mir dann irgendwann doch ein Uber gerufen, da die Strecke auf Google Maps besonders spannend aussah und ich auf Nummer sicher gehen wollte.
Mit Audioguide ausgestattet stellte ich mich dann in die Warteschlange zur Salzhöhle. Bis zu 180m geht's unter die Erde. Erstaunlich, was hier per Menschenhand geschaffen wurde (Autokorrektur hat mal kurz den "Menschenhandel ins Spiel gebracht, haha). Riesige Gänge und zig Höhlen mit dem Kreuzweg Jusu gilt es zu durchschreiten, bevor man zur berühmten Kathedrale gelangt. Alles, jede Wand und jedes Kreuz, besteht hier aus Salz. Teils ist es sehr finster drinnen, der Boden unneben- gutes Schuhwerk also ein Muss! Die Kathedrale selbst raubt einem fast den Atem: Die Beleuchtung und das 16m hohe Salzkreuz machten schon was her. Ich nahm kurz in einer der Kirchenbänke Platz und machte fünf Minuten Rast.
Den Weg nach draußen (entweder man geht oder bezahlt für einen Zug) zierten zig Souvenirstände und Arbeiter des Bergwerks in voller Arbeitsmontur.
Ein finsteres Stück des Weges war ich komplett alleine im Stollen, schon ein schräges Gefühl. Bloß nicht abbiegen und verlaufen. 😅
Das Licht draußen tat dann direkt gut und erinnerte daran, dass es eigentlich erst 13 Uhr nachmittags war und nicht etwa Mitternacht. Ich entschied mich dazu den Rückweg in die Stadt rein nun doch zu Fuß zu gehen. Sah bei der Herfahrt nicht sonderlich bedrohlich aus und es kamen im Sekundentakt Autos und Busse vorbei, die doch für etwas Sicherheit garantierten. Einmal bombenmäßig verlaufen kam ich dann irgendwann auch tatsächlich beim Busbahnhof Zipaquiras an. Das Handy sollte man ja bestmöglich in der Tasche lassen, um Überfälle zu vermeiden, und einmal Karte betrachten und Straßen zählen muss ja wohl reichen, um richtig anzukommen. Nein, einfach nein, reicht nicht. 😅
Egal, auch geschafft und keinerlei bedrohliche Situation bemerkt. Im Gegenteil: Ich lieeebe das Gefühl da allein durch die Straßen zu rennen, echt. Graffitis und Einwohner beobachten- klasse. Übrigens war ich die EINZIGE Touristin weit und breit auf dem gesamten Weg hierher.
Eine Überraschung gab es noch, als ich beim Verlassen des Bahnhofs in Bogota ein Ticket bezahlen musste, um den Steig verlassen und die Straßenseite wechseln zu können. Hat ein bisschen und das Fragen 3er Leute gebraucht, um zu Schnallen, warum ich nicht einfach durchs Drehkreuz kam. Auch nicht, wenn ich motiviert, fest und mehrmals dagegen drückte bzw. rannte. 😂
Eine Stunde Stau später konnte ich dann endlich noch ein letztes Mal die heiße Dusche nutzen, mir meine erste Lieferdienstpizza schmecken lassen (oder auch nicht, da gibt's viel Luft nach oben) und gestaltete eine weitere Seite im Sketchbook. Noch schnell ein Hostel für morgen buchen, auf Google mal nach schauen, wo ich da eigentlich hinfliege (ohne Schmee, hab einfach auf Empfehlungen hin den Ort gewählt) und ab in die Federn.
Was für ein langer Text, sorry dafür haha, war so im Flow. 😜
Hasta mañana, eure Babsi!
(22.Juli 2025)
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