
Liebes Tagebuch, liebe Leute!
Gestern Nacht war ausbaufähig. Zuerst zitterte ich trotz Decke und Schlafsack so sehr, dass ich fast eine Stunde nicht eingeschlafen konnte, obwohl ich saumüde und geschafft war. (Davor hab ich mich super brav noch eine Viertelstunde gedehnt!)
Hatte sogar Haube und Handschuhe an, half nix. Dannnn schlief ich ein, doch nach 10 Minuten wachte ich auf, weil meine Blase meinte, sie müsse sich melden. Eine kleine Frage... WIESO? Ich hatte extra auf meine bitter notwendige Magnesiumtablette verzichtet, da man die in Wasser auflösen musste, aber ich ich in der Nacht keinesfalls pipigehen wollte. Kalt, Sturm, Regen, Finster, Vulkan. Genug Gründe, glaub ich.
Schnell war mir klar, dass warten und verdrängen nichts bringen würden, es nahm mir nur weiter nötige Schlafenszeit weg. Also raus ins Kalte, Stirnlampe nicht vergessen und sofort wieder reinkuscheln. Hab nun auch die feuchte Regenjacke angelassen, um noch eine Schicht mehr am Körper zu tragen. Hat auch funktioniert, denn ich konnte mich schneller erwärmen und hatte über der Winterhaube noch eine Kaputze drüber. Nachts hat es hier bis zu 0 Grad und ohne Heizung ist so eine Holzhütte keine Kuschelstube.
Nach knapp drei Stunden Schlaf folgte der zweite Blasenalarm: KO HEAST, WIE WENIG SOLL ICH DENN NOCH TRINKEN, UM A RUAH ZU HABEN? War leicht angepisst. Wurde auch nicht besser, als ich realisierte, dass gerade ein Gewitter mit Blitz, Donner, Sturmböen und Regen direkt über uns sein Bestes gab. Da geh ich jetzt fix ned raus, i spinn jo ned.
Ich musste mich hinsetzen, da liegen mit der Zeit pipitechnisch nicht mehr möglich war und so starrte ich aus dem Sichtfenster und zählte die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Knapp zwei Stunden (!) später startete ich einen Versuch nach draußen- hundemüde und knapp vorm "Blasensprung". 😅 Die Gewitterwolken waren bereits ein Stück weitergezogen, der Regen fast vorbei. Noch eine halbe Stunde, bis die Alarmwecker für die Morgenwanderung abgehen würden, ich blieb also gleich wach. Um 3.40 Uhr wurden dann auch die anderen geweckt. Um 4 Uhr sollte die Wanderung auf die Minute pünktlich losgehen. Nur: Wer geht mit, wer bleibt hier? Ein Sonnenaufgang auf dem Vulkangipfel hatte bestimmt was für sich, aber:
1.:hatte ich nur drei Stunden geschlafen und das, nach dem gestrigen Monstertag.
2.: War es draußen extrem bewölkt und neblig. Konnte am Gipfel anders sein, musste es aber nicht.
3.: Ich hab in meinem Leben schon so viele schöne Sonnenaufgänge auf Berg und Vulkan gesehen, ging mir der eine dann wirklich ab?
Ich hab also drauf geschi**en und mich um 4 Uhr (sowie 6 andere unserer 8er Hütte) wieder glücklich und zufrieden mit meiner Entscheidung in den Schlafsack gekuschelt. War zwar nur eine halbe Stunde Mehrschlaf, da wir uns den Sonnenaufgang dann vom Basislager aus ansahen, aber immerhin etwas. Allzu berauschend war das Farbenspiel heute eh nicht, hatte also nichts verpasst da oben. Wir frühstückten und in mein Handtuch eingewickelt wie ein Wrap genoss ich Tee, Porridge und Banamenbrot. Ein Geburtstagskind hatten wir auch unter uns: Der 20. Geburtstag auf einem Vulkan? Nicht schlecht.
Die fleißigen Wanderer kamen nach und nach zu uns dazu und nachdem wir fünf Minuten gepackt hatten, machten wir uns auf den Rückweg.
Verglichen mit dem gestrigen Bergabgehen auf der steileren Seite war das heute ja fast ein Klacks. Fast, denn andauernd hörte man jemanden aufschreien, weil es ihn wiedermal auf den Hintern gesetzt hat. Rutschig, dieser Erdboden.
Wir waren recht flott unterwegs und machten weniger Pausen, als beim Aufstieg. Noch am Vormittag sind wir unten angekommen. Bevor wir Stöcke und Stirnlampe wieder zurückgaben, gab es noch einen kurzen Stopp: Die Tourguides bedankten sich für alles, baten um gute Rückmeldungen und hatten noch eine kleine Überraschung vorbereitet: Jeder, der die Zusatzwanderung auf den Fuego gemacht hatte, wurde namentlich aufgerufen, bekam einen Applaus und eine kleine Holzmedaille als Anerkennung. So eine nette Idee! Ich hab mich richtig drüber gefreut und war erneut stolz auf meine gestrige Leistung.💪🏻
Während der Rückfahrt nach Antigua hörte ich gemütlich Musik und freute mich schon sehr auf meine Dusche - dieser war bitternötig. Leider hat sich die Gruppe nach der Ankunft so schnell aufgelöst, dass ein Verabschieden nicht möglich war. Ganz eigenartiges Gefühl, das hatte ich so auch noch nie. Normalerweise bleibt man immer mit dem ein oder anderen in Kontakt, doch dieses Mal war die Gruppe im Allgemeinen kein so guter "Fang". Der große Spaß oder nette Gespräche blieben großteils aus. Kann man sich hald auch nicht aussuchen, das nächste Mal hab ich bestimmt wieder mehr Glück! 😊
Duschen, Nickerchen, Wäsche abgeben. Leonie traf ich auch wieder und obwohl wir an den selben beiden Tagen unsere Vulkantour hatten, kreuzten sich unsere beiden Gruppen kein einziges Mal.
Ich machte im Anschluss ganz gemütlich einen Spaziergang durch den Ort, kaufte mir am Markt Jade - Ohrringe (quasi der National - Edelstein hier), sah mir eine Tanzaufführung am Hauptplatz an, merkte wie meine Oberschenkel immer schwerer wurden und setzte mich für einen abendlichen Snack und ein wohlverdientes Bier auf eine Dachterrasse. Wieder mal hatte mich der Klang von Live-Musik angelockt. Ich schrieb dort also gemütlich an meinen völlig überteuerten Postkarten, lauschte der wahnsinns Stimme des Sängers und war mehr als bereit für eine erholsame Nacht.
Buenas noches, eure Babsi!
(Sonntag, 3. August 2025)
Ps: Die Fotos vom letzten Beitrag sind nun auch online! 🤗🌋
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