Reiseprobleme

Veröffentlicht am 21. Juni 2022 um 19:49

Da war sie, die Schreckensnachricht: "Ihr Visaantrag für Vietnam wurde abgelehnt." Grund? Falsch eingetragene Reisepassnummer. Der Witz dran (oder eben auch nicht, denn ich fand es ganz und gar nicht lustig) war, dass ich die Nummer überprüfte und ich stellte fest, dass sie fehlerfrei richtig war. Etwas verzweifelt und unglaublich verärgert googelte ich doch gleich mal, ob es anderen auch so erging und was ich vielleicht unternehmen könnte. Und tatsächlich, ich fand Einträge von Leuten die schrieben: "Das passiert angeblich immer wieder mal." Ich öffnete also den der Mail beigefügten Link und wurde beruhigt, ich könne die Nummer einfach kostenlos neu eingeben und ausbessern. So löschte ich also die Nummer raus und gab die exakt gleiche nochmals ein. Akzeptiert!

"Innerhalb der nächsten drei Werktage erhalten sie ihr E-Visum." Blöd nur, dass ich es bereits in der Nacht auf Sonntag brauchen würde, also in zwei Tagen. Und wochenends arbeitet von denen keiner. Verzweifelt versuchte ich also noch Freitag Abend deren Kundenservice zu kontaktieren, nur blieb ich erfolglos.

So machte ich mich am nächsten Tag schon um 8 Uhr in der Früh auf den Rückweg zum Flughafen und ließ ein paar geplante Aktivitäten hier in Kandy aus und das, obwohl mein Flug erst um Mitternacht starten würde. Die Sache war doch ernst und ich wollte sie schnellstmöglich klären. Ich war mir sehr wohl bewusst, dass mir das Flughafenpersonal wahrscheinlich nicht mit meinem Visum helfen und ich so den Flug nach Vietnam vergessen könne. DOCH: Ich flog über Kuala Lumpur nach Vietnam, vielleicht ist es ja möglich nur den ersten Flug in Anspruch zu nehmen und stattdessen zu deren Nachbarn nach Thailand weiterzufliegen? Den Flug könne mir vielleicht jemand am Flughafen organisieren.

Und von da an Begann die ganze Odyssee. Sitzplatzreservierungen gab es in diesem Zug keine und so stand ich knapp 4 Stunden bis auf den letzten cm eingequetscht inmitten der Menschenmassen. Anstrengend, doch auszuhalten. Knapp zwei Meter vor mir saß eine dreiköpfige Familie bestehend aus Vater, Mutter und Tochter auf einer 2er Bank und als der Vater ca. 30 Minuten vor Endstation einen Blick nach hinten warf beschloss er sofort mir seinen halben Platz anzubieten. Ich nahm dankend an und war froh, endlich wieder etwas Platz zu haben.

So eine Zugfahrt in der 2. Klasse war schon ganz interessant: Obwohl kein Blatt mehr zwischen die einzelnen Leute zu passen schien, schoben sich alle paar Minuten Verkäufer durch die Waggons, um Snacks und Getränke zu verticken. Die mussten doch wirklich Nerven aus Drahtseil haben und fasziniert sah ich jedem dabei zu, wie er sich durch die Menge kämpfte. Des Weiteren konnte ich beobachten, dass eine große Flasche Wasser quer durch den Waggon gereicht wurde und jeder zweite einmal einen großen Schluck davon nahm. Das gleiche geschah auch mit Snacks, aber Hauptsache direkt nach dem Verzehr wurde schnell wieder der Mund-Nasenschutz aufgesetzt, um sich ja nicht mit Corona anzustecken 😂👌🏻.

Die Zugfahrt neigte sich dem Ende zu und ich checkte nochmal auf Google Maps die Position des Zuges ab - perfekt, der nächste Halt ist die Endstation! Jetzt regte sich was im Abteil, denn jeder versuchte an sein Gepäck zu kommen und sich ausstiegsbereit zu machen. Ich stand auch gleich mit auf, hiefte mir meinen Rucksack auf den Rücken und bahnte mir meinen Weg durch die Meute. Am Bahnsteig draußen sah es nicht anders aus, anscheinend war gerade prime time und so brauchte ich etwas länger, um zu checken, dass ich an der falschen Station ausgestiegen war.
Ja, es ist passiert, fragt mich nicht wie - denn eine weitere Station vor der Endstation hatte ich nicht auf dem Schirm gehabt.

Jetzt begann es mühselig zu werden, denn ich ärgerte mich schon mal unglaublich über mich selbst. Von hier fuhr nämlich kein Direktbus zum Flughafen, eh eh.
Ich verließ frustriert den Bahnhof und entschied mich dazu ein paar Angebote für eine Taxifahrt einzuholen. Der Flughafen war nur 30 Minuten entfernt von hier, denn ich war ja bereits mitten in Colombo (der Hauptstadt Sri Lankas). Doch: Keine Taxis, keine Tuck Tucks, nur ein Typ, der mich zu Fuß zu seinem Tucktuck und gegen 15 Euro zum Flughafen bringen wollte.

Ich könnte nun Seiten über diesen unsympathischen Lackaffen schreiben, der mich immer und immer wieder darauf vertröstete, dass sein Fahrer jeden Moment eintreffen müsste. Schon auf dem ca. 20 minütigen Fußmarsch (in sengender Hitze, am Asphalt wohlbemerkt) zu seinem "Office" ging meine Laune so dermaßen in den Keller, dass ich ihm klipp und klar sagte: "Es tut mir leid, dass ich grade so unglaublich schlecht gelaunt bin, ich möchte einfach nur schnellstmöglich zum Flughafen."

Und trotzdem redete er, und redete, und quatschte mir mit seinem schlechten Englisch so lange die Ohren voll, bis ich ungemütlich wurde.

"Why are you not answering, don't you understand? " Ja doch, ich versuche es, doch es interessiert mich gerade eben nicht mit dir Smalltalk zu betreiben. Unbedingt wollte er mich in sein Büro nach oben einladen, um gemeinsam etwas zu trinken, doch ich sagte ihm, dass ich die paar Minuten lieber hier heraußen warten möchte. Wann können wir denn nun fahren?"

In 50 Minuten ist der Fahrer bereit", meinte er und ich sagte, dass DAS aber nicht der Deal gewesen wäre. Ich will schnell und unkompliziert zum Flughafen und nicht ewig warten!

"No problem, no problem, maybe it is possible earlier." Das will ich auch hoffen. Ich legte all mein Gepäck ab und fragte spaßhalber seinen Mitarbeiter, der neben uns stand, ob sein Chef ein guter Boss seie, oder nicht. Ich mochte ihn nämlich nicht, mit seiner gekünstelt freundlichen Art. (Grade, dass er nicht zu sabbern begann, als ich ihm meinen 20 Euro Schein zuvor zeigte. Die einheimische Währung schwankt zur Zeit extrem, also ist jeder unglaublich dankbar, wenn man mit Euro oder Dollar zahlt.) Sein Mitarbeiter sah mich nur etwas verlegen an, warf seinem Chef einen kurzen Blick zu und schaute schnell weg. Alles klar, also kein freundlicher Vorgesetzter, na das hatte ich mir ja schon fast gedacht.

Mit jeder Minute, die ich länger hingehalten würde, wuchs die Wut in mir. Zwischendurch musste ich sogar mal meine beste Freundin anrufen und etwas Dampf ablassen, da ich gefühlt vor innerer Unruhe bereits kochte. (Hier ein Gruß an dich Anna, du bist die Beste! ❤️)

Jeder der mich kennt weiß, dass ich so gut wie immer positiv und gut gelaunt bin, doch ganz selten passiert es auch mir, dass ich stinkig werde und ich kann mich tatsächlich an keine weitere Situation in meinem Leben erinnern, in der ich SO stinkig war. Ich war müde und fertiggefahren, hatte so gut wie nichts gegessen, bewusst beinahe nichts getrunken, da es im Zug quasi keine Möglichkeit gab auf die Toilette zu gehen, und schwitze wie S**.

Der Geier blieb jede Sekunde an meiner Seite stehen aus Angst, ich könne mich doch noch aus dem Staub machen und ein anderes Taxi suchen. Damit hatte ich ihm auch schon gedroht, muss ich zugeben.

"Can I take a Selfie with you?" Dein Ernst, nein.

"Why not?" Weil ich gerade unglaublich schlecht gelaunt bin und mich nicht in Fotolaune befinde. Kurzes Schweigen seinerseits - ENDLICH. Doch das hielt nicht lange an.

"Can I be friends with you on Facebook?" Nein.

"Why not?" Weil ich dich nicht kenne und somit nicht mit dir befreundet sein möchte. Wieder kurzes Schweigen. Versteht er vielleicht endlich, dass ich kein Interesse an Kontakt oder Smalltalk hatte? Ich drohte damit jetzt zu gehen und er meinte ich könne mich bereits ins Tuktuk reinsetzen, sein Mitarbeiter ist schon mit dem Sprit auf dem Weg hierher. Er begann mir zu erklären, dass es zur Zeit sehr schwierig sei an Sprit zu kommen und startete damit mir vorzurechnen, mit wie viel Litern Sprit man wie weit fahren könne und und und bis ich ihn unterbrach: "Das isteressiert mich nicht und ist als Kunde nicht mein Problem, ich will einfach nur weg hier und zwar jetzt!" Er sah mich wieder erstaunt an, warf dann einen Blick auf mein Armband und fragte mich doch tatsächlich, ob er das Armband als Erinnerung an mich haben könne. Das brachte das Fass dann entgültig zum Überlaufen und ich wurde laut:

"Listen: I don't want to go up into your office, I don't want a cold drink there with you, I don't want to take a photo with you, I don't want to be a friend of you on Facebook, because I don't know you and I won't give you my bracelet. Did you understand that?? " Vor Wut drückte es mir doch tatsächlich die ersten Tränen raus, überall wäre ich gerade lieber gewesen, als hier. 

Darauf bekam ich mit gespielter Eingeschnapptheit ein "Oh, you don't like me? " von ihm präsentiert und ich antwortete nur mit" Exactly, I don't like you. I LIKE to go to the airport and I will leave in exactly 5 minutes, if your driver isn't here then!!"

Gefühlt alle Leute in der Umgebung starrten uns nun an und genau in dieser Sekunde kam sein Fahrer. Endlich! Ich gab ihm sein Geld und trat meine bisher spannendste Tuktukfahrt an, doch mehr dazu gibt's im nächsten Bericht.

Bis bald, eure Babsi!


(Nachtrag für Samstag, den 18.Juni)

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