Zugfahrt nach Kandy

Veröffentlicht am 19. Juni 2022 um 19:53

Liebes Tagebuch, liebe Leute! 

Also entweder hatte die Vermieterin meines Zimmers etwas falsch verstanden, oder ich. Ich guckte jedenfalls etwas blöd aus der Wäsche, als mein "Frühstück to go" aus einer Schüssel Nudeln in Soße und einer Banane bestand. Ich sagte noch: Um 6 Uhr müsse ich los, damit ich es zu Fuß bis 6.30 Uhr zum Bahnhof schaffe. Aber was soll's: Schnell schaufelte ich mir die Nudeln rein, packte die Banane in den Rucksack und flitzte los. Um 6.40 Uhr würde der Zug abfahren, 10 Minuten soll man vorher da sein. Wäre sich auch ganz gut ausgegangen, hätte es nicht in der Ortsmitte plötzlich ein Hund auf mich abgesehen. Na okay, nicht direkt auf mich, sondern auf mein Nackenkissen, so ein Nackenhörnchen, welches mittels Karabiner an meinem kleinen Rucksack baumelte. Diesen kleinen Rucksack hatte ich vor mir über die Brust geschnallt und da begann der Vierbeiner auch schon an mir hochzuhüpfen und nach dem Kissen zu schnappen. Nein, aus! Nochmal und nochmal und ein paar mal hatte er sich sogar darin verbissen und schleuderte seinen Kopf hin und her, als kaue er an seinem Lieblingsknochen. Boa, für das hatte ich jetzt echt keine Zeit! Ich versuchte weiterzugehen, doch der Hund sprang weiterhin dauernd an mir hoch und machte ein Weiterkommen einfach unmöglich. Ich sah schon vor meinem ineeren Aug, wie die Füllung aus meinem Kissen rausrieseln würde wie aus einem Nudelsieb. Nochmal. HEAST, WIAST DI JETZT ENDLICH SCHLEICHEN DU GFRAST DU!! Meine Geduld und meine Zeit waren beinahe am Ende, als mir ein anderer Hund zur Hilfe eilte. Er schnappte zwei dreimal spielerisch nach meinem neuesten Fan und so rannten beide schlussendlich zusammen fort. Schweißgebadet blickte ich mich um und sah einen Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der sich das Schauspiel anscheinend genau angesehen hatte. Danke auch für nix, helfen kennst nicht, hm? Mit einem Blick aufs Handy stellte ich fest, dass ich nur noch 5 Minuten übrig hatte, also legte ich einen Zahn zu.

Am Zugbahnhof von Ella angekommen zeigte ich mein vorab gebuchtes Ticket her und wurde einem Sitzplatz zum Warten zugeteilt. Yesss, geschafft!
Es dauerte nicht lange, da tuckelte der Zug auch schon heran. Die Leute der 3. Klasse drängelten sich wie wild in den Zug hinein, da stand er noch nicht mal still! Ich hatte mich für die 2.Klasse entschieden. Ein reservierter Sitzplatz war doch was Feines für die gut sechsstündige Fahrt und den klimatisierten Luxus der 1.Klasse brauchte ich auch nicht. Noch dazu hatte ich im Internet gelesen, dass man in der 1. Klasse die Fenster nicht öffnen könne und ich wollte schon ein oder zwei Fotos während der Fahrt knipsen.

Die gut 6 Stunden vergingen ruck zuck. Zwischendurch kamen immer wieder Verkäufer mit Essen und Getränken vorbei, oder reichten dir Obst durchs Fenster herein. Die Strecke an sich wäre gar nicht so weit, nur war der Zug bei weitem kein Schnellzug, sondern schob sich ganz gemütlich Meter für Meter die Schienen entlang. So dauerte es eben ein Weilchen, bis ich nach einer Panoramafahrt durch Berge und Teeplantagen in Kandy ankam. Tatsächlich ist die Zugstrecke zwischen Ella und Kandy ziemlich berühmt und ein Must-Do in Sri Lanka. 

Kandy ist die Kulturhauptstadt Sri Lankas. Ich gab mein Gepäck im Hostel ab und machte mich gleich auf den Weg zum bekanntesten Marktplatz des Ortes. Touristin war ich zwar die einzige hier, doch viele Einheimische drängten sich durch die Gänge, um Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch zu kaufen. Bei einigen Fleischhackern vor Ort wollte man besser nicht genauer über den Tresen schauen- Fleischreste und Blut überall, da verging einem doch gleich jegliches Hungergefühl 🤢. Danach spazierte ich einmal um den künstlich angelegten Kandy Lake. Der 19 ha große See wurde vor über 200 Jahren auf Befehl des Königs ausgehoben. Und ja, er hübschte die Stadt um einiges auf. Ich kaufte mir ein Ticket für eine Tanzshow am Abend (Kunst gehört unterstützt), reservierte mir den angeblich besten Platz im Haus und ging anschließend gemütlich etwas essen. Ein Avocadowrap mit Süßkartoffelpommes wurde es und ich war wirklich positiv überrascht in diesem fast versteckten unscheinbaren kleinen Laden plötzlich richtig gute Rockmusik zu hören! Der Koch spielt selbst Schlagzeug und Bass in einer Rockband erfragte ich dann und ich gab ihm beim Verlassen des Lokals etwas mehr Trinkgeld als üblich "für seinen guten Musikgeschmack." Da bekam ich doch direkt ein Grinsen geschenkt.

Im Theatersaal nahm ich super pünktlich meinen Platz in der ersten Reihe ein und tratschte vor Showbeginn noch mit dem australischen Pärchen neben mir über meine Reise. Mann oh Mann, der Rocker hatte es bei meinem Wrap mit Zwiebel und Knoblauch echt gut gemeint, das war mir nun direkt etwas unangenehm. Kaugummi? Gab es in den letzten zig Supermärkten leider aufgrund der Versorgungskriese nicht zu kaufen. Naja, überlebt hat sie das Gespräch ja anscheinend.

Die Tanzshow bestand aus elf hier einheimischen Tänzen, welche von Musikern live begleitet wurden. Es tanzten sowohl Frauen, als auch Männer und letztere sangen zwischendurch sogar immer wieder. Okay, das hätten sie sich auch sparen können, denn die Tanzkünste übertrafen die Gesangskünste bei weitem 😬😂. Abgeschlossen wurde die Vorführung mit einem Feuertanz und dem Gehen über glühende Kohlen. Alles in allem eine ganz nette gelungene Vorführung, die einem einen guten Einblick in die Kultur hier lieferte. Und mit knapp 3 Euro Eintrittskosten war ja nun wirklich nichts verhaut!
Pünktlich vor Einbruch der Finsternis bin ich auch schon wieder im Hostel angekommen und kümmerte mich um eine unangenehme E-Mail, die kürzlich eingetrudelt war. Die hatte keine guten Neuigkeiten parat, doch das lest ihr dann im nächsten Beitrag. Tschüss, eure Babsi! 


(Nachtrag für Freitag, den 17.Juni)

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.