Schokoladenhügel, Baumriesen und Co.

Veröffentlicht am 28. Juli 2022 um 15:57

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Dumm wäre man - dumm, wenn man die Touren hier im Internet vorbuchen würde. Für exakt die Ganztagestour, die ich heute machen würde, hätte ich im Internet bei "Get your Guide" und anderen Reiseagenturen über 80 Euro bezahlt (utopisch) - und so bin ich bei gesamt 20 Euro gelandet. 😅 Als ich dem Typen am Vortag in Alona meine Anzahlung bar in die Hand gab, schaute ich ihn daraufhin mit strenger Miene und gespielt ernst an und meinte: "Ich hoffe für dich, dass ich morgen Früh auch wie ausgemacht zur Tour abgeholt werde. Ansonsten komme ich zurück und ich werde dich finden. Ich hab mir dein Gesicht schon gut eingeprägt!" 🧐 (Letztes Jahr wurde ich nämlich schon mal vergessen.) Er lächelte kurz und gab mir daraufhin gleich noch seine Telefonnummer, indem er mir seinen Arbeitsausweis zeigte. Gut, so würde die Suche nicht ganz so lange dauern. (;

Das Lustige kam ja dann erst am nächsten Morgen: Ich ging wie abgemacht zur Hauptstraße rauf, um dort eingesammelt zu werden, doch da wartete genau dieser Typ wieder. Manchmal sei es schon vorgekommen, dass Leute vergessen und zur Tour nicht abgeholt wurden und das wolle er nach meiner Ansage gestern nicht so recht riskieren, meinte er. Da musste ich doch tatsächlich kurz lachen und wurde von Lauro auf seinem Moped direkt zum Reisebüro gebracht. Das passte mir ja GANZ gut, denn hier konnte ich auch gleich das Fährenticket für den nächsten Tag organisieren, für das ich sonst extra irgendwie in die Stadt kommen hätte müssen (online soll da nämlich öfters etwas schiefgehen und da mein Flug von dieser Fähre abhing, wollte ich nichts riskieren).

Auf dieser heutigen Tour sollte ich einmal von Panglao aus quer durch Bohol chauffiert werden, so einen guten Einblick in die Natur gewinnen und an einigen Stopps anhalten können.
Und die Insel Bohol hatte wieder wunderschönen sattgrünen Regenwald zu bieten, genau so wie ich es mag. Den ersten Stopp legten wir beim sogenannten "Man-Made Forest" ein. Es ist ein Mahagoniwald, der sich über eine Länge von 2km erstreckt und vor gut 50 Jahren per Hand im Zuge eines Aufforstungsprojektes gepflanzt wurde. Für mich sah er aus wie jeder andere Wald, also weiter zur Hauptattraktion der Insel, den Chocolate Hills! Hört sich lecker an? Leider fließt hier kein Schokoladenfluss und auch das Gras und die Bäume sind nicht essbar. Also kein Vergleich zu Charlies Schokoladenfabrik. Der Name kommt viel eher davon, dass sich in der Trockensaison das Gras der Hügel braun färbt. Die 1268 Hügel sind alle beinahe exakt gleich groß und verteilen sich auf einer Fläche von 50 km2. Schaut richtig cool aus und man kann kaum glauben, dass dies auf natürlichen Wege entstanden sein soll - ein weiteres Kunstwerk von Mutter Natur! Touristen (großteils Filipinos) gibt es hier übrigens auch mehr als genug, die sich den Anblick nicht entgehen lassen wollen und so kämpft man sich am Aussichtspunkt angekommen durch die Menschenmassen.

Nach einer Stunde wurden wir wieder von unserem Fahrer abgeholt. Im Bus befanden sich noch ein belgisches und ein spanisches Pärchen und ein deutsches Mutter-Tochter-Gespann, wobei die Mutter ursprünglich auch von den Philippinen kommt - also quasi ein Heimbesuch. Alle waren sehr freundlich, ich kam immer wieder mit ihnen ins Gespräch und auch der Fahrer war mir sympathisch, da er eine sehr angenehme Fahrweise pflegte.

Nächster Stopp: Die kleinsten Affen der Welt! Tarsier werden sie hier genannt (im deutschsprachigen Raum unter dem Namen Koboldmakis bekannt). Viele kennen sie bestimmt von Bildern her: Ganz kleine niedliche Kreaturen mit vergleichsweise großen Augen. Funfact (oder eigentlich doch nicht so lustig): Man nennt sie auch Selbstmordaffen. Sind sie gestresst, verzichten sie entweder solange auf Futter, bis sie verhungern, oder sie knallen ihren Kopf solange gegen irgendetwas Hartes, bis es ebefalls vorbei ist 😬. Kein Wunder also, dass sie vom Aussterben bedroht sind, dass hier im Affenbereich nur flüstern erlaubt ist und dass Fotos nur ohne Blitz geschossen werden dürfen. Blooooß die Affen nicht aufregen! Und da hatte sich auch schon einer versteckt: Nur so groß wie meine Faust war das Äffchen und öffnete nach einem kurzen Nickerchen auch seine Augen. Insgesamt fand man in dem Bereich eine ganze Familie vor: Mama, Papa und zwei Kinder - jeder auf einem anderen Baum.

Und dann kamen sie, die einheimischen "IchbinnurfüreingutesFotohierundscheisaufdieTiere"-Touristinnen. Perfekt gestylt und mit 3kg Schminke im Gesicht wagte eine Dame es doch tatsächlich und hakte mit dem gebogenen Ende des Regenschirms oben am Ast ein und zog das ganze Ding MIT DEM BABYAFFEN DRAUF einfach mit einem großen Ruck runter!! Ja seids ma ned hab, aber die hat ihre Gehirnsynapsen wohl auch am Strand oder in der Hotellobby vergessen. Der zuständige Security Typ (ja, die Affen haben ihren eigenen Bodyguard) war gerade wo anders beschäftigt und da ich nur ein paar Meter daneben stand konnte ich einfach meine Klappe nicht halten und fauchte die feine Dame mit meiner leisesten Stimme an: "Are you crazy? Stop doing that, didn't you hear that the monkeys kill themselves, when they get stressed??" Puh ganz baff nahm sie ihren Regenschirm wieder zurück und der Ast schnalzte zurück nach oben: Aaaarrrgh#*%&?! Das kann's ja echt ned sein. Ihre Freundinnen hatten sich schon unauffällig vertschüsst und sie trat ebenfalls den Rückzug an. Als meine Buskollegin das dem Security erzählte, machte er plötzlich ganz große Augen, schaute sich besorgt nach dem Äffchen um und meinte: "Why? Why there are so many stupid people on the world?". Gute Frage, konnte ich ihm jetzt leider auch nicht beantworten. Hoffentlich ist das Äffchen recht stressresistent und hat einen starken Lebenswillen, dann sollte alles gut gegangen sein😅. (Stell dir mal vor du knipst ein Foto und aus Versehen geht der Blitz los- und das Ding beginnt sich vom Leben zu verabschieden. Kein netter Gedanke🙈.)Hier gab es auch noch einen kleinen Zoo, doch über die Unterbringung der Tiere will ich erst gar nicht schreiben, teils definitiv nicht artgerecht.

Vor Ort aßen wir auch zu Mittag und auf dem Rückweg zum Bus kamen wir noch an ein paar Statuen vorbei-und zu einer dieser Statuen gibt es eine philippinische Legende, die ich euch unbedingt mitteilen möchte. Sie handelt über den "Kapre", die schwarze Figur auf den Fotos. Es heißt, dass dieser stinkende langhaarige "Baumriese" in den Bäumen sitzt und dort Zigaretten raucht. Es gibt einige Berichte von "Sichtungen", bei denen man entweder die Glut der Zigarette bzw. Rauch aufsteigen sah, das Lachen gehört, oder seine rot leuchtenden Augen gesehen haben soll. Er soll den Menschen angeblich Streiche spielen bzw. auch schon einige Frauen vergewaltigt haben. Na servas, dann doch lieber besser nicht bei Nacht in den Wald hier! (;

Wir sahen uns noch eine der ältesten Kirchen des Landes und die Statue des blood pacts an, machten bei einer Zipline Halt (da es extra zu bezahlen war und ich letztes Jahr erst ein paar viel bessere benutzt hatte, ließ ich das Abenteuer aus) und wurden wieder nach Hause gefahren.

Salamat (=Danke) für diesen gulungenen Ausflug! Ich kann diese sogenannte "Countryside Tour" hier nur wärmstens weiterempfehlen! :)

Bis bald, eure Babsi!

(Dienstag, 26.Juli) 

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Kommentare

Robert
Vor 3 Jahr

"jo seids ma ned hab"... Babsi perfekt, schön soviel von dir zu lesen! Lg Robert