
Liebes Tagebuch!
Pünktlich um 7.15 Uhr stand ich vor dem kleinen Tourismusbüro und wartete auf den Start meiner Seetour. Gebucht hatte ich ein Kennenlernen von vier anderen Orten auf der anderen Seite des Sees. Gut vier Stunden soll die Tour dauern und umgerechnet 33 Euro kosten.
Ich saß dort am Straßenrand und kaufte einer älteren Dame eine ihrer Zimtschnecke ab, welche sie frisch gebacken und extra verpackt hatte und nun in einer riesen Schüssel am Kopf transportierte. Frühstück to go, genau das hatte ich gebraucht! Während ich meine ersten Bissen genoss, schallte mir plötzlich laute Musik entgegen. Sie wurde immer lauter und gleich sollte ich sehen, woher sie stammte: Von der Müllabfuhr. 😂 Die haben einfach die Boxen voll aufgedreht und spielten einen alten Klassiker nach dem anderen ab, richtig sympathisch. 😅
Die Überraschung meinerseits war groß, als sich herausstellte, dass dies keine Gruppentour war, sondern eine Privattour. Und das, obwohl ich die Preise von rund 10 Anbietern im Ort verglichen hab und dies hier die günstigste war. Lag vielleicht daran, dass mein Guide der alte Senior von gestern höchstpersönlich war. Juan nahm mit mir gemeinsam ein Boot zum Dörfchen Santa Cruz la Laguna. Und dann gab es große Überraschung Nr. 2: Wir besuchten diese vier Dörfer nicht per Boot und spazierten gemütlich durch - nein, wir wanderten von Dorf eins vier Stunden zu Dorf vier. 😅 Wenigstens hatte ich meine bequemen Espandrilles an und nicht wie zuerst geplant meine Flipflops. Na passt, dann geh ma hald los!
Das Wetter war perfekt und Juan führte mich bergauf und bergab dem See entlang. Teils waren die Steigungen ziemlich anstrengend und die schmalen Pfade von Pflanzen verwachsen. Guuut, dass ich wenigstens meinen langen Rock anhatte und keine kurze Hose - das wär eine juckende Angelegenheit geworden.
Wir kamen an mehreren Aussichtspunkten vorbei und die Aussicht auf den See und die dahinterliegenden Vulkane war einfach nur großartig! Der See Atitlan ist ein Kratersee, der durch vulkanische Aktivität entstanden ist. Er ist von Ost nach West gemessen 18 km lang und mit 325m Tiefe der tiefste See Mittelamerikas. Die drei Vulkane herum heißen Tolimán, Atitlán und San Pedro. Ausbruchgefahr herrscht aktuell nicht.
Ich kam ordentlich ins Schwitzen, stockte bald meinen Wasservorrat auf und machte einige Fotos und Videos.
Nach Santa Cruz spazierten wir durch die zwei kleinen Örtchen Jaibalito und Tzununa, bevor wir im belebteren Ort San Marcos la Laguna ankamen. Jeder Ort hat seine eigene Schule und in San Marcos fand gerade ein Basketball-Spiel statt, bei dem die jungen Spieler überaus lautstark und motiviert von den zusehenden Kids angefeuert wurden. Süß! Übrigens sind die ganzen Dörfer um den See herum von verschiedenen Mayastämmen bewohnt. Es werden auch unterschiedliche Sprachen gesprochen. Während wir unterwegs waren, hat Juan immer wieder mit entgegenkommenden Leuten getratscht. Verstanden hab ich dabei absolut nichts, mit Spanisch hat das Ganze also rein gar nichts am Hut.
Nach dem Ende der Tour setzte ich mich in ein Restaurant (muss ich mich schämen, da ich Schnitzel bestellt habe?), spazierte erneut durch das Örtchen und holte meine Wäsche ab, die ich am Vortag in der Wäscherei abgegeben hatte. Die Vorfreude auf frisch duftende Wäsche ist eigentlich immer irre groß, wurde dieses Mal aber stark getrübt, da alles eher nach Zigarettenrauch, als nach Baumwoll-und Mandelblüte roch. Wah, wie widerlich. Ich sah mich schon von oben bis unten mit Deo herumsprühen, hoffentlich lässt sich das so halbwegs übertünchen. 🙈
Da das Shuttleticket für morgen nur bar zu zahlen war, musste ich den ATM vor Ort nutzen und bekam fast nen Schlaganfall, als ich die Behebegebühr von 7 Euro am Screen sah. Und das, um nur knapp 100 Euro abzuheben. Gutes Geschäft für diese Schmarotzer. Tief durchatmen und auf "Kosten akzeptieren" drücken. Jetzt noch schnell eine Abendsuppe löffeln, den Rucksack neupacken und ab in die Heia!
Liebe Grüße, eure Babsi!
(Donnerstag, 31. Juli 2025)
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